Otto hat sich den Apostel Johannes als Patron erwählt und dem Konvent folgende Einkünfte für die Feier der Feste des hl. Johannes übertragen.
Regest und Abschrift: Bockhorst / Niklowitz, Urkundenbuch Lünen
Übersetzung: Dr. Gerlinde Niemeyer (gedruckt in: Appuhn, Beobachtungen, S. 186)
1161-1171 (richtig: 1156 ?)1)
Otto, der zusammen mit seinem verstorbenen Bruder Gottfried die Cappenberger Kirche gegründet hat und nun dritter Propst derselben ist, hat sich den Apostel Johannes als Patron erwählt und dem Konvent folgende Einkünfte für die Feier der Feste des hl. Johannes übertragen:
in Wethmar 16 Schillinge zur Beleuchtung der Kirche;
bei Ingelheim vom Baumgarten ein Fuder Wein, den die Weseler zahlen sollen;
in Remagen die Hälfte des Weins von dem Weinberg Chundmen; ebenfalls in Remagen eine Mark, die der Cappenberger Kellner geben soll;
in Wessum vier münsterische Schillinge von der Hufe des „faber“;
in Hagen vier münsterische Schillinge;
in Ripenhorst zwei münsterische Schillinge;
in Erthburg neun Dortmunder Schillinge;
aus seinem Erbe in Hilbeck vier Scheffel Nüsse zur Entzündung der Lampen an den Festen des hl. Johannes;
an der Oktav des hl. Johannes [Januar 3] sollen die Schwestern in Wesel aus Budenrothe drei Weseler Schillinge und drei Malter Weizen erhalten.
Diese Bestimmung soll nicht nur den folgenden Pröpsten, sondern auch den Brüdern und Schwestern zur Kenntnis gebracht werden.
Weiter hat Otto dem Stift Cappenberg das von ihm so genannte goldene Kreuz des hl. Johannes, verziert mit Gemmen und goldenen Ketten, geschenkt und auch den silbernen, nach dem Bild des Kaisers geformten Kopf, mit dessen gleichfalls silbernen Taufschüssel und den Kelch, den ihm der Bischof von Troyes geschickt hat. Auch diese Schenkung soll der ganzen Kongregation angezeigt werden.
Propst Otto von Cappenberg siegelt.
Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Ich, Otto, von Gottes Gnaden mit meinem Bruder Gottfried seligen Andenkens demütiger Gründer der Capenberger Kirche, später aber durch die gleiche Gnade desselben Ortes dritter Propst, an alle meine künftigen Nachfolger:
Weil nach der Gewohnheit und Ergebenheit einiger nicht abgeschmackter Denkender, die sich besonders Patrone aus der Zahl der Heiligen wählen, auch ich den heiligsten und durch die Liebe Christi bevorzugten geliebten Apostel Johannes mir mit größter Ergebenheit zum Patron gewählt habe, dulde ich nicht, dass diese Ergebenheit der Bestätigung durch Werke ermangele, denn wie es heißt, ist die Bewährung der Liebe die Darbringung von Werken.
Daher war ich bestrebt, nach Kräften Einiges zusammenzutragen, wovon an beiden Festen dieses seligen Johannes unseren in Gott geliebten Brüdern eine feierlichere Mahlzeit bereitet werden könnte. Das führe ich im Folgenden namentlich auf, damit es nicht durch Nachlässigkeit der Vergessenheit anheimgegeben werden oder durch Betrug irgendwie unterschlagen werden kann:
In Wethmar 16 Schillinge für das ewige Licht dieser Kirche; aus der Pflanzung bei Ingelheim ein Fuder Wein, das die Weseler erhalten; in Remagen die Hälfte des Weins von einem Weinberg, der Chundemen genannt wird; ferner in Remagen eine Mark, die der Kellner von Cappenberg austeilen wird; in Wessum vier münsterische Schillinge von dem Kotten, den der Schmied besitzt; in Hagen vier münsterische Schillinge; in Ripenhorst zwei Schillinge der gleichen Münze; in Erthburg neun dortmunder Schillinge; aus unserem Haus in Hilbeck vier Scheffel Nussschalen zum Anzünden de Lampen an beiden Festen des hl Johannes; aus Budenrothe fünf weseler Schillinge und 3 Malter Roggen für die Schwestern in Wesel am Fest der Oktav des hl. Johannes nach Weihnachten.
Vom Folgenden aber will ich, dass es nicht nur der Kenntnis meiner Nachfolger, sondern auch der des ganzen Konvents eingeprägt sei: dass ich nämlich – so wie ich das Obenstehende den Mahlzeiten der genannten Brüdern und Schwestern zukommen ließ, so auch ein goldenes Kreuz, das ich [Kreuz] des hl. Johannes zu nennen pflegte, mit Gemmen und goldenen Kettchen, sowie das silberne Haupt, das nach dem Bild des Kaisers geformt ist, mit seiner ebenfalls silbernen Schüssel, wie auch den Kelch, den mir der Bischof von Trroyes schickte –, dass ich dies ausdrücklich zum ewigen Schmuck der genannten Kirche in aller Ergebenheit unverbrüchlich geschenkt habe.
Dies alles also, so wie es hier aufgeschrieben ist, vertraue ich nicht nur meinen Nachfolgern, sondern auch dem ganzen Konvent zu bewahren und zu erfüllen an mit jenem Vertrauen, mit dem Christus seine heiligste Mutter und ewige Jungfrau seinem lieben Johannes am Kreuz hängend anvertraute. Und weil diese Anempfehlung zwar einem frommen Herzen lieb ist, ein hartes und vermessenes Herz jedoch nicht genügend schreckt oder zwingt, binden wir den Verletzer dieser Urkunde mit ewigem Bann, bis er sich bekehrend alles, was er minderte oder entzog, vollständig wiederhergestellt und erneuert hat. Dem Bewahrer sei Frieden und Gnade vom Vater und Sohn und heiligen Geist; den Verächter möge der Zorn und die Rache dieser Dreifaltigkeit und ungeteilten Einheit verfolgen. So sei es, so sei es.
In nomine sanctę et individuę Trinitatis patris et filii et spiritus sancti.
Ego Otto Dei gratia Capenbergensis ęcclesię cum pię memorię fratre meo Godefrido devotus fundator, postea autem eadem gratia tercius eiusdem loci prepositus, omnibus successoribus meis in perpetuum. Quoniam iuxta consuetudinem et devotionem quorundam non insipienter cogitantium, qui sibi speciales patronos de numero sanctorum eligunt, ego quoque sanctissimum et Christo privilegio amoris dilectum Johannem apostolum mihi summa cum devotione patronum elegi, non sum passus, hanc devotionem operis attestatione carere, iuxta illud, quod dictum est, probatio dilectionis exhibitio est operis. Itaque studui pro viribus aliqua colligere, de quibus in utroque festo ipsius beati Johannis Deo dilectis fratribus nostris refectio sollempnior procurari posset, que et nominatim subscripsi, ne vel ignorantia neglectui dari vel dolo possent ullatenus subcelari: in Wetmere XVI solidos ad perpetua luminaria ęcclesię ipsius, apud Ingelenheim de plantario carratam vini, quam persolvent Wiselenses, in Reomago medietatem vini de quadam vinea, que vocatur Chundmen, item in Reomago marcam, quam dabit cellerarius Capenbergensis, in Wesheim IIIIor solidos Monasterienses de manso, quem faber tenuit, in Hagen IIIIor solidos Monasterienses, in Ripenhorst II solidos eiusdem monetę, in Erthburg IX solidos Tremonienses, domus nostra in Hilbeke IIII modios nucum ad lampades succendendas in utroque festo s. Johannis, de Bůdenrothe V solidos Wiselenses et tres maldros siliginis sororibus in Wisela in octavam s. Johannis post nativitatem Domini. Sed et hoc non solum successorum meorum, verum etiam totius congregationis noticię impressum esse cupio, quod sicut hec quę prescripta sunt, ad memoratam fratrum ac sororum refectionem deputavi, ita etiam crucem auream, quam sancti Johannis appellare solebam, cum gemmis et catenulis aureis, quin et capud argenteum ad imperatoris formatum effigiem cum sua pelvi nichilominus argentea, necnon et calicem, quem mihi Trekacensis misit episcopus, quod hęc inquam ad perpetuum ornatum memoratę ęcclesię tota devotione inviolabiliter dedicavi. Igitur hec omnia ita ut hic annotata sunt, non solum successoribus meis, sed etiam toti congregationi conservanda atque adimplenda, in ea fide committo, qua Christus matrem suam sanctissimam et perpetuam virginem caro suo Johanni in cruce pendens commendavit. Et quoniam hec commendatio licet pio cordi amabilis sit, tamen durum et temerarium cor non satis terret aut constringit, huius paginę violatorem ęterno ligamus anathemate, quousque resipiscens, quęcumque imminuit aut subtraxit, ad integrum restauret atque reformet. Conservatori sit pax et gratia a patre et filio et spiritu sancto, contemptorem eiusdem Trinitatis et individuę unitatis ira et vindicta persequatur. Fiat. Fiat.
1) 1156 wird Otto Propst zu Cappenberg; 1161 erwähnt Kaiser Friedrich I., dass das Stift Cappenberg unter dem Schutz des Apostels Johannes steht. – Petry datiert auf die Zeit nach dem Privileg Barbarossas 1161 und vor Ottos Tod 1171 (Petry, Die ältesten Urkunden und die frühe Geschichte des Prämonstratenserstiftes Cappenberg in Westfalen, S. 282).
Ausfertigung – Pergament; 36,5 x 46,5 cm; eingehängtes Siegel des Propstes Otto von Cappenberg – Rückvermerk
Original: Stiftsarchiv Cappenberg, Urkunde Nr. 13
Abschrift: Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen (Münster), Manuskripte II, Nr. 87, Bl. 2r
Druck: Westfälisches Urkundenbuch (WUB), Bd. 2, Nr. 310; Bockhorst/Niklowitz, Urkundenbuch der Stadt Lünen, Nr. 10
Literaturnachweis:
Appelt, H. (Bearb.): Monumenta Germaniae historica. Diplomata Bd. 10,2. Die Urkunden Friedrichs I. 1158-1167. Hannover 1979
Appuhn, Horst: Beobachtungen und Versuche zum Bildnis Kaiser Friedrichs I. Barbarossa in Cappenberg. In: Aachener Kunstblätter. Band 44. Sonderdruck Aachen 1973, S. 129-192
Bockhorst, Wolfgang / Niklowitz, Fredy: Urkundenbuch der Stadt Lünen bis 1342. Lünen 1991
Erhard, Dr. Heinrich August (Bearb.): Westfälisches Urkundenbuch (WUB). Band 1. Münster 1847. Neudruck Osnabrück 1972
Erhard, Dr. Heinrich August (Bearb.): Westfälisches Urkundenbuch (WUB). Band 2. Münster 1851. Neudruck Osnabrück 1972
Grundmann, H.: Der Cappenberger Barbarossakopf und die Anfänge des Stiftes Cappenberg. Köln-Graz 1959
Niesert, Joseph: Münsterische Urkundensammlung. Band 2. Coesfeld 1827
Petry, M.: Die ältesten Urkunden und die frühe Geschichte des Prämonstratenserstiftes Cappenberg in Westfalen. Teil 1. In: Archiv für Diplomatik 18 (1972), S. 143-289
Teschenmacher, Werner: Annales Cliviæ, Juliæ, Montium, Marcæ, Ravensbergæ, Geldriæ et Zutphaniæ […]. Frankfurt [am Main] 1721