An früh- und hochmittelalterlichen Familiengeschichten beißen sich Historiker gern die Zähne aus. Da es zu jener Zeit keine amtlichen Tauf- und Sterberegister gab, von Standesämtern ganz zu schweigen, artet Familienforschung in mühsame Puzzlearbeit aus. Das ist im Fall der Cappenberger Stiftsgründer nicht anders. Über die Vorfahren der Brüder Gottfried und Otto gibt es wenig gesicherte Fakten; vieles stammt aus dem Bereich der Legenden und ist mit Vorsicht zu genießen.
Wie die Behauptung, die beiden Brüder stammten aus dem Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind. Diesen sächsischen Rebellen gegen die Eroberungspolitik Karls des Großen zu den eigenen Vorfahren zu zählen, gehörte für adelige Westfalen zum guten Ton. Urkundlich gesichert sind die Großeltern Gottfrieds und Ottos: Hermann von Cappenberg und Gerberga von Hüneburg.
Einer ihrer drei Söhne war Gottfried (der Ältere), Vater der Cappenberger Stifter. Die Mutter der beiden war Beatrix von Hildrizhausen aus Schwaben. Sie stellte die verwandtschaftlichen Beziehungen zum Schwabenherzog Friedrich her, die später mitentscheidend für Ottos Wahl zum Paten für Friedrich Barbarossa werden sollten. Gottfried (der Jüngere) und Otto hatten noch zwei Schwestern. Die eine, nach der Mutter Beatrix genannt, folgte dem geistlichen Lebensweg ihrer Brüder und wurde Nonne in dem Cappenberger Frauenkloster, das anfangs parallel zum Männerorden bestand. Die zweite Schwester, Gerberg, rebellierte gegen die brüderlichen Pläne. Sie ließ sich von Bernhard von Erperode entführen und heiraten.
Noch heftiger war der Widerstand seitens der angeheirateten Verwandtschaft. Gottfried hatte vor 1122 Jutta von Arnsberg geheiratet, die einzige Tochter des Grafen Friedrich von Arnsberg und seiner Frau Adelheid von Limburg. Der Arnsberger gehörte zu den einflussreichsten Adeligen im Kaiserreich des ausgehenden 11. Jahrhunderts. Und er war reich, ebenso wie die begüterten Cappenberger. Sein Plan sah vor, über die Ehe zwischen Jutta und Gottfried ein Territorium zu schaffen, dass vom Münsterland bis weit ins Sauerland gereicht hätte. Ein guter Plan, bis Gottfried ihn torpedierte, indem er auf seinen beachtlichen weltlichen Besitz verzichtete und für die Klostergründungen in Cappenberg, Ilbenstadt und Varlar nutzte. Kein Wunder, dass der Schwiegervater schäumte. Er soll sogar ein Heer gegen Gottfried aufgeboten haben, um zu verhindern, dass Juttas Erbteil in der Masse der Stiftsgüter unterging.