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Der Pate des Kaisers

Kaiser Friedrich I. Barbarossa

Ein sagenumwobener Herrscher aus dem Mittelalter.

Im Kyffhäusergebirge südlich des Harzes soll er schlafen, um eines Tages zu erwachen und das deutsche Reich zu retten: So lautet eine der Sagen, die sich um Friedrich I. Barbarossa ranken. Der deutsche König und römische Kaiser gehört zu den prominentesten Gestalten des Mittelalters. Sagen und Legenden formten aus ihm ein ritterliches Ideal; Nationalisten machten ihn im 19. Jahrhundert zum Symbol patriotischer Sehnsüchte.Moderne Historiker legen Wert darauf, ein Bild des Kaisers im Kontext seiner Zeit zu zeichnen. Der Barbarossa-Biograf Knut Görich versteht ihn als charakteristischen Aristokraten des Mittelalters, der „seinen Rang und sein Ansehen über alles stellte“ – ebenso wie das Ansehen des Heiligen Römischen Reiches, über das er herrschte.Barbarossas Geburtsdatum ist nicht sicher überliefert, vermutet wird das Jahr 1122. Sein Vater war Herzog Friedrich (II.) von Schwaben, seine Mutter Judith war eine Tochter Herzog Heinrichs des Schwarzen von Bayern. Trotz seines hohen Rangs war Barbarossa bei seiner Geburt von der Königswürde weit entfernt.Dagegen hätte sein Großvater Chancen gehabt. Nachdem das salische Herrscherhaus 1125 mit dem Tod Heinrichs V. ausgestorben war, wäre der Staufer der nächste in der Erbfolge gewesen. Doch im Früh- und Hochmittelalter galt die geblütsrechtliche Nachfolge nicht uneingeschränkt; hochrangige Adelige beanspruchten das Recht zur Königswahl. Oft begnügten sie sich damit, die Thronfolge einer bewährten Dynastie zu bestätigen. In anderen Fällen machten sie ihr Wahlrecht geltend – und bestimmten 1125 Lothar von Sachsen zum König. Diese und die nachfolgenden Wahlen erwiesen sich nicht als glücklich. Rivalitäten zwischen den mächtigen Adelsgeschlechtern, an vorderster Front die Familien der Staufer und Welfen, führten zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. In dieser Situation fiel die Wahl der Fürsten 1152 auf den rotbärtigen Sohn des Schwabenherzogs: Friedrich Barbarossa (Rotbart). Als Staufer, der über seine Mutter mit den Welfen verwandt war, schien er die ideale Besetzung für einen Ausgleich zu sein.

Dieser Stammbaum der Welfen gilt als die älteste erhaltende Darstellung eines mittelalterlichen Adelsgeschlechtes, entstanden im 12. Jahrhundert. Ganz oben rechts erscheint die Welfin Judith, die Mutter Friedrichs Barbarossas. Die übergroße Darstellung des Kaisers selbst wurde nicht ausgeführt. © Wikimedia/gemeinfrei
Der thronende Kaiser Friedrich Barbarossa mit Bügelkrone, Reichsapfel und Szepter
zwischen seinen Söhnen Heinrich VI. und Friedrich von Schwaben. © Wikimedia/gemeinfrei

Zunächst schlichtete Friedrich den Streit zwischen seinem Vetter Heinrich dem Löwen, einem Welfen und dem Markgrafen von Österreich, einem Babenberger, um das Herzogtum Bayern. Letzteres wurde Heinrich zugesprochen. Im Gegenzug wurde Österreich den Babenbergern als erbliches Herzogtum überlassen und die Lehnsverpflichtungen gegenüber dem König eingeschränkt. Damit erhielt Österreich den Rang eines unabhängigen Territoriums.
Noch bevor die Verhandlungen um Bayern vom Tisch waren, nahm König Friedrich I. Barbarossa seine Italienpolitik auf. Italien war für die deutschen Könige ein wichtiger Bezugspunkt: Die gesicherte militärische und politische Präsenz im reichen Norden gehörte zu den Voraussetzungen für die Kaiserkrönung in Rom. Nur dem Papst stand es zu, einen König in den Rang eines Kaisers erheben.
Allerdings hatten die Päpste unter Friedrichs Vorgängern an Selbstbewusstsein und Einfluss gewonnen. Und nun beanspruchte das Oberhaupt der katholischen Kirche den geistlichen und moralischen Vorrang gegenüber weltlichen Herrschern. Das konnte Friedrich – als König auch Verteidiger des christlichen Glaubens – nicht hinnehmen.Damit nicht genug, warteten in Italien weitere Gegenspieler auf ihn. Oberitalienische Städte wie Mailand oder Venedig hatten sich zu blühenden und mächtigen Stadtstaaten entwickelt. Und die hielten nichts von der Herrschaft des Kaisers in ihrer Region. Zwischen 1154 und 1186 versuchte Barbarossa in sechs Italienfeldzügen die unbotmäßigen Städte und Päpste zu disziplinieren. Das Blatt wendete sich mal zugunsten der einen, mal der anderen Seite. Die Kaiserkrone erreichte der König 1155, sein Ziel einer starken Stellung in Italien letztendlich nicht.

Und in Deutschland drohten neue Probleme. Heinrich der Löwe hatte die längeren Abwesenheiten seines königlichen Vetters genutzt, um seinen Machtbereich über Bayern hinaus bis hinein in die slawischen Nachbargebiete zu erweitern und mit Gründungen von Städten wie Lübeck, Braunschweig und München zu untermauern.
Friedrich ließ dem Welfen lange freie Hand und nahm ihn gegenüber anderen Adeligen in Schutz. Trotzdem kam es 1176 zum öffentlichen Streit zwischen den Vettern. Friedrich bat Heinrich um Unterstützung gegen aufständische lombardische Städte – historischen Gerüchten nach sogar kniefällig. Heinrich, auf dem Höhepunkt seiner Macht, weigerte sich. Friedrich eröffnet ein lehnsrechtliches Gerichtsverfahren gegen ihn. Um sein kaiserliches Ansehen zu wahren, blieb ihm keine andere Wahl. Doch Heinrich ignorierte die Vorladungen. Der Kaiser verhängte die Reichsacht über ihn und entzog ihm seine Lehen. Dem königlichen Ehrenkodex seiner Zeit folgend, verstand sich Barbarossa als Wahrer des Glaubens und der Kirche. Er förderte und beschenkte Bistümer und Klöster, darunter das Prämonstratenserkloster Cappenberg, dem sein Pate Otto vorstand. Gegen Ende seines Lebens folgte er dem Aufruf Papst Gregors VIII. zum Dritten Kreuzzug. Mit dem französischen König Philipp II. Augustus und seinem englischen Kollegen Richard I. Löwenherz bot er 1187 eines der größten Heere in der Geschichte der Kreuzzüge auf. Doch auf dem Weg ins Heilige Land ertrank der Kaiser 1190 beim Baden im Fluss Saleph an der Südküste Kleinasiens. Der größte Teil seines Heeres kehrte entmutigt nach Deutschland zurück. Die Nachfolge ging an seinen Sohn Heinrich VI. über, der aus Friedrichs Ehe mit Beatrix von Burgund stammte.

Barbarossa auf dem Dritten Kreuzzug. © Wikimedia/gemeinfrei