Das Prämonstratenserkloster Cappenberg besaß einst zwei kostbare Geschenke: Als Otto von Cappenberg 1156 zum Propst des Stifts erhoben wurde, schenkte ihm sein Patensohn, Kaiser Friedrich Barbarossa, zwei Kunstschätze: eine Schale und eine Büste. Während Historiker und Kunsthistoriker darum streiten, ob es sich bei letzterer um den goldenen Barbarossa-Kopf handelt, wurde die Schale unstrittig identifiziert. Es handelt sich um eine flache, silberne Schüssel vom Durchmesser eines Din-A4-Blattes, angefertigt etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Sie befindet sich heute im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin. In der Cappenberger Stiftskirche wird eine Replik ausgestellt, zur Erinnerung daran, wo das Kunstobjekt ursprünglich hingehörte.
Im Boden der Schale befindet sich eine Gravur. Sie zeigt eine Taufszene, die sich anhand von Inschriften konkret als Taufe Friedrich Barbarossas bestimmen lässt. Das trug der Schale die Bezeichnung „Taufschale Barbarossas“ ein. Ganz korrekt ist das nicht, deutet dieser Begriff doch an, ein Priester habe bei der Taufe das Baby mit Wasser aus der Schale übergossen. Dieser Taufritus war jedoch zu Barbarossas Zeiten noch nicht gebräuchlich. Die Abbildung auf der Schale zeigt eindeutig, dass der Täufling mit seinem ganzen Körper in ein Becken getaucht wurde. Das Kind ist anhand der Inschrift „FRIDERIC(VS) I(M)P(ERA)T(OR)“ als „Friedrich, Kaiser“ zu identifizieren. Zumindest die Gravur kann daher erst nach der Kaiserkrönung Barbarossas im Jahr 1155 entstanden sein.