Religiöser Aufbruch.
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Im 11. und 12. Jahrhundert breiteten sich neue religiöse Bewegungen über Europa aus, die von den Grundsätzen der Kirche abwichen. Beim Volk fanden Waldenser und Katharer jedoch großen Anklang. Sie predigten unter anderem radikale christliche Armut und stießen damit bei jenen Laien auf offene Ohren, die sich von der Prachtentfaltung vieler Kleriker, Mönche und Nonnen abgestoßen fühlten. Dem Papsttum gelang es, diese Bewegungen zu unterdrücken. Trotzdem entstanden aus dieser kirchenkritischen Bewegung neue Orden, die klösterliches Leben von Grund auf reformierten: Zisterzienser, Prämonstratenser und Anfang des 13. Jahrhunderts die Franziskaner und Dominikaner.
Das erste Prämonstratenser-Kloster auf deutschem Boden liegt in Westfalen. Graf Gottfried von Cappenberg gehörte zu jenen Adeligen, die von der allgemeinen religiösen Aufbruchstimmung erfasst wurden. Er war vom Auftreten des charismatischen Ordensgründers Norbert von Xanten so beeindruckt, dass er der Welt entsagte und auf seinem Familienbesitz ein Kloster gründete. Auch Reue mag bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt haben: Während einer Fehde sollen Gottfried und sein Bruder Otto den Brand des Domes zu Münster mitverantwortet haben. 1122 traf sich Gottfried persönlich mit Norbert und schenkte ihm gemeinsam mit seinem Bruder Otto seine Burg Cappenberg (bei Selm). 1123 traten die beiden Brüder in den Orden ein. Das Cappenberger Beispiel zeigt, dass Klostergründungen keineswegs immer populäre Entscheidungen waren. Gottfrieds Ehefrau Jutta (nach anderen Quellen Ida) und seine Schwestern traten dem Orden nur widerwillig bei. Und Gottfrieds Schwiegervater soll sogar versucht haben, den Grafen mit Waffengewalt davon abzuhalten, seinen Adelssitz in ein Kloster umzuwandeln.