Die mittelalterlichen Kreuzzüge sind seit dem 11. September 2001 wieder in aller Munde. Dies geschieht in Politik und Presse eher unreflektiert, ist man sich doch noch nicht einmal darübereinig, wie ein Kreuzzug zu definieren ist. Während manche meinen, dass damit ausschließlich jene Kriegszüge bezeichnet werden sollten, die seit dem Ende des 11. Jahrhunderts gegen Muslime im Nahen Osten zur Eroberung oder Verteidigung der Heiligen Stätten unternommen wurden, setzen sich andere für eine weitergehende Definition ein. Nach dieser Auslegung gingen Kreuzzüge nicht allein in den Vorderen Orient, sondern auch auf die Iberische Halbinsel und ins Baltikum. Welche Bedeutung hatten die Kreuzzüge im Mittelalter? Wie wurden sie wahrgenommen? Welche Funktion erfüllte der Rückgriff auf sie zu dieser Zeit? Wie blicken wir heute auf die Kriegszüge und wie beeinflusst dieser Blick unsere heutige Definition von Kreuzzügen? Waren die Kreuzzüge möglicherweise selbst ein Mythos im literaturwissenschaftlichen Sinne eine fabula, eine Erfindung?