Umwelt im Mittelalter
“Wenn der Hahn kräht auf dem Mist…”
Erdbeben, Überschwemmungen, Regen- und Dürreperioden suchten die Menschen im Mittelalter genauso heim wie uns in der Gegenwart.
Die Historikerin Dr. Margit Mersch beschrieb in ihrem Vortrag wie die Zeitgenossen damals mit den Katastrophen umgingen, worauf sie sie zurückführten und wie sie versuchten sich zu schützen. Die landläufige Vorstellung, dass die Bevölkerung als einzige Erklärung der Phänomene das göttliche Strafgericht ansah, trifft so nicht zu. Vielmehr erzählen die Quellen vom Holzraubbau, der öde Flächen hinterließ, von ökonomischen Spekulationen und Monokulturen der Grund- und Geldbesitzer. Allerdings beziehen sich die Berichte auf lokale und regionale Verhältnisse, Vergleiche und Informationen über diesen begrenzten Raum hinaus gab es nur selten. Die Möglichkeiten der Vorsorge waren begrenzt, sie erschöpften sich in der Verpflichtung zu Gemeinschaftsaufgaben wie der Anlage von Deichen oder der Regelung der Abläufe bei der akuten Gefahrenabwehr. Die heutige Geschichtswissenschaft sieht aber auch die vielen Prozessionen der damaligen Zeit nicht mehr nur als fromme Übung sondern als Mittel, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und den Menschen dadurch ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln.
Der rotarische Präsident Dr. Martin Alm und der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Selm Hugo Brentrup begrüßten zu Beginn das Publikum in der vollbesetzten Stiftskirche. Verena Volkmer rahmte mit Harfenklängen die Veranstaltung stimmungsvoll ein.
Der Rotary Club Selm – Kaiser Barbarossa hat mit seiner Mittelalterreihe ein Stammpublikum gewonnen, das gerne davon erfährt, was die Welt von damals mit der Heutigen verbindet bzw. von ihr unterscheidet. Die Stiftskirche als authentischer Vortragsraum, die Harfenklänge zu Beginn und am Ende und das gesellige Treffen danach laden zusätzlich ein.
Der nächste Vortrag am 26. September 2024 wird sich mit der Medizin des Mittelalters befassen: Wieviel Fiktion und historische Wahrheit steckt z. B. in Roman und Film „Der Medicus“?
Text: Hanneliese Palm
Fotos: Claus Gerdel